Das Hofbräuhaus gehört zu den bekanntesten Wirtschaften der Welt. Unsere Autorin Ilka hat sich einen eigenen Eindruck verschafft und berichtet, warum ein Besuch Pflich ist.
„In München steht ein Hofbräuhaus – oans, zwoa, g’suffa.“ So lautet der Text des bekannten Hofbräuhausliedes. Inzwischen steht das bekannteste Brauhaus der Welt nicht nur in München, sondern so gut wie in jeder größeren Stadt weltweit. Selbst im fernen Las Vegas mitten in der Wüste ist ein Hofbräuhaus zu finden. Das Original ist und bleibt aber in München und ein Abstecher dorthin ist für jeden Touristen Pflicht. So kann man es auch bequem während einer Hop on Hop off Stadtrundfahrt durch München erreichen.
Das Hofbräuhaus gibt es bereits seit 1592 in der Münchner Innenstadt. Zunächst stand es am Alten Hof, bis es schließlich 1608 an seinen heutigen Standort Am Platzl zog.
Beim Eintreten lande ich zunächst in der großen Gewölbehalle, die von Stimmgewirr erfüllt ist. Ursprünglich standen in der Halle Brauanlagen. Heute stehen hier Tische und Bänke, an denen ausgelassene Stimmung herrscht. Allein ist man im Hofbräuhaus nie. Anzutreffen sind hier Einheimische und Touristen. An Spitzentagen sind es bis zu 30.000 Besucher. Den Großteil der Gäste machen die ca. 120 Stammtischgruppen aus, die sich regelmäßig im Hofbräuhaus treffen.
Ich lasse meinen Blick über die Tische schweifen. Es ist leider kein einziger freier Platz in Sicht. Die Gänge stehen voll mit Menschen, die wie ich die Idee hatten, den Mittag im Hofbräuhaus zu verbringen. Also kämpfe ich mich durch das Gedränge auf der Suche nach einem netten Plätzchen.
Bei schönem Wetter empfiehlt sich der wunderschöne Biergarten. Unter uralten Kastanien finden hier etwa 400 Personen Platz. Doch leider ist heute ein trüber, kalter Herbsttag und so muss ich im Inneren des Brauhauses suchen.
Im hinteren Teil des Hofbräuhauses werde ich fündig. Hier ist es ein wenig ruhiger. Inzwischen habe ich richtig Hunger. In die Speisekarte muss ich heute gar nicht schauen, denn meine Wahl habe ich schon getroffen. Heute gibt es Weißwürste mit einer Brezn und dazu ein dunkles Radler.
Ursprünglich gab es die Weißwurst nur bis 12 Uhr. Denn der Wirtsmetzger bereitete jeden Morgen die Würste frisch zu. Da die rohe Wurstmasse ohne Kühlung (die es früher nicht gab), leicht verdarb, mussten die Würste schnell verbraucht werden. Doch dank Kühlschrank ist dieser Brauch hinfällig und so kann ich auch um 13 Uhr noch eine Weißwurstbestellung aufgeben. Zumindest theoretisch, denn die Bedienung ist leider etwas überlastet bei dem großen Andrang. Doch nach 20 Minuten komme ich endlich zum Zug und gebe meine Bestellung auf. Während ich auf Essen und Getränk warte, habe ich ein wenig Zeit, meinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen.
Die Atmosphäre im Hofbräuhaus ist sehr urig, typisch bayrisch und sehr traditionell. Im Hofbräuhaus gibt es das ganze Jahr über Oktoberfest-Stimmung: Blasmusik, bayrische Schmankerl, kühles Bier und Bedienungen in Tracht. Es erinnert ein bisschen an einen Ameisenhaufen: Bedienungen tragen Brotzeitbrettl durch die Gegend, stemmen Bierkrüge und es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Zum Glück kommt nun auch endlich mein Essen, denn inzwischen habe ich wirklich Hunger.
Die Weißwürste kommen in einem Weißwursttopf und schwimmen in heißem Wasser. Vorsichtig nehme ich sie heraus und lege sie vor mich auf den Teller. Spätestens hier zeigt sich, wer Tourist und wer Einheimischer ist, denn Weißwurstessen will gelernt sein. Man kann sie Zuzzeln, oder mit Messer und Gabel schneiden (Längs- oder Kreuzschnitt). Als Nicht-Bayer sollte man das Zuzzeln besser erst einmal im Verborgenen üben, denn in der Öffentlichkeit kann es sonst ohne Übung etwas peinlich werden. Deshalb entscheide ich mich auch für den Gebrauch von Messer und Gabel und schneide die Wurst der Länge nach tief ein, ohne sie zu zerteilen. Danach klappe ich die beiden Hälften auseinander und drehe sie aus der Haut heraus. Das wäre geschafft! Doch schon lauert die nächste Falle: Weißwurst isst man auf keinen Fall mit Ketchup oder scharfem Senf, sondern nur mit süßem Senf. Eigentlich bestellt man zur Weißwurst ein Weißbier oder ein Helles. Doch da ich noch Einiges vorhabe an diesem schönen Samstag, bleibe ich lieber beim Radler, welches ganz hervorragend schmeckt. Alteingesessene Stammgäste genießen übrigens das große Privileg, ein Fach im Maßkrugtresor zu besitzen und dort ihren eigenen Krug zu deponieren. Doch die Fächer sind rar und können nur “vererbt” werden.
Mit der Zeit empfinde ich den Geräuschpegel als etwas anstrengend. Eine Unterhaltung am Tisch in normaler Lautstärke ist kaum möglich. Man muss schon etwas lauter sprechen. Doch im Obergeschoss gibt es Bierstuben, wo sich all die hinhocken können, die es ein bisschen ruhiger mögen und lieber Zeitung lesen, oder eine Runde Schafkopf spielen, als im Trubel zu sitzen.
Ich bestelle die Rechnung und krame nach meiner Geldbörse. Früher hätte ich nicht in Euro, sondern in Biermünzen zahlen müssen, denn damals hatten nur Angehörige des Königs das Privileg, Bier ausgeschenkt zu bekommen. Bier gab es nur gegen die eigens dafür geprägten Münzen. Die Tradition wurde 2004 im Hofbräuhaus für Stammgäste wieder eingeführt. Seitdem wird das Bier an den Stammtischen nicht mehr in bar, sondern in Bierzeichen gezahlt.
Ich bin noch gar nicht richtig aufgestanden, schon stehen die nächsten Gäste am Tisch und lauern auf meinen Platz. Ich gönne ihnen diesen und drängle mich an Touristen und Münchnern vorbei nach draußen.
Als ich plötzlich wieder im Freien mitten im Herzen Münchens stehe ist es, als ob ich nach einem Ausflug in eine andere Welt wieder in der Wirklichkeit lande. Ich kann plötzlich verstehen, warum Menschen aus aller Welt sich ein Hofbräuhaus und somit ein Stück bayrischen Lebensgefühls in ihren Städten wünschen.
Natürlich lässt sich der Besuch im Hofbräuhhaus auch mit einer Stadtrundfahrt verbinden. Nutzen Sie zum Beispiel die Hop-On-Hop-Off-Tour durch München und steigen Sie an Haltenstelle 3 „Historisches Zentrum“ aus, um das historische Brauhaus in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
Täglich: 9:00 – 23:30 Uhr