Stadtrundfahrt Marseille – eine Hop On Hop Off Rundfahrt durch die Hafenstadt

Von allen Städten ist Marseille vielleicht die widersprüchlichste und komplizierteste, dennoch ist sie äußerst reizvoll. Sie ist sehr lebendig, bunt, kreativ, rassig und voller Energie. Es ist die Stadt mit den 1000 Gesichtern. Gerade das macht sie auch so interessant. Unsere Bloggerin Andrea hat die Stadtrundfahrt durch Marseille ausprobiert. 

Marseille wurde von ihrer Entstehung bis heute drei Mal umbenannt und wurde definitiv durch alle mediterranen Länder geprägt. Hochmoderne Gebäude stehen neben alten Gemäuern, die kleinen Cafés in den Gassen versprühen ihren Charme und in quirligen Lokalen spürt man regelrecht den pulsierenden Herzschlag der Stadt.
Um Marseille ein Stück näher zu kommen habe ich mich daher für eine Sightseeingtour vom Unternehmen L`Open Tour frei nach dem „Hop on, Hop off“ Prinzip entschieden. Es gibt insgesamt 14 Haltestellen. Ein Tagesticket kostet pro Person 15.- Euro in der Neben- und 19.- Euro in der Hauptsaison. Die Tour habe ich über das Internet gebucht und dafür einen Gutschein erhalten. Diesen kann man ohne Probleme im Büro (Société Marseillaise de Tourisme, 2 Rue de Beausset, 13001 Marseille; kleiner Tipp: einen Steinwurf entfernt befindet sich auch ein Parkhaus) gegen ein Busticket einlösen, es ist aber auch direkt beim Busfahrer möglich. Als Zugabe bekomme ich einen Faltplan über die Tour und ihre Haltestellen. Schräg gegenüber von dem Ticketbüro befindet sich auch schon die erste Haltestelle „Vieux Port/Marie“. An den Wochenenden startet alle 30 und unter der Woche alle 45 Minuten eine Tour. Wobei zu erwähnen ist das an jeder Haltestelle zugestiegen werden kann.

Ich hatte Glück, Wochenende, 15 Grad und Sonne. Perfekt um mich für Euch in diesem Marseille mal etwas genauer umzusehen. Mit dem Ticket in der Hand konnte ich auch schon gleich in den Bus einsteigen. Der Busfahrer war sehr freundlich und drückte mir ein Tütchen mit Kopfhörern in die Hand (wer die Umwelt schonen möchte kann aber auch gerne seine eigenen nutzen). Zum Glück konnte ich bei dem schönen Wetter noch einen Platz auf dem oberen Deck ergattern. Gerade hingesetzt, die Hörer in den Übersetzer eingestöpselt (übersetzt wird die Tour in 6 Sprachen: Französisch, Englisch, Italienisch, Deutsch, Russisch und Spanisch) geht es auch schon los. Rechts von mir liegt der alte Hafen mit einem gigantischen Blick über hunderte von Segelschiffen. Er lädt förmlich schon beim bloßen Anblick zu endlos langen Spaziergängen ein. Links von mir befindet sich das alte Rathaus. Es wurde 1653-1670 erbaut, und ist auch heute noch in Nutzung. Der Bus setzt sich in Bewegung. Ich bin noch völlig fasziniert vom Anblick des alten Hafens da ist auch schon die nächste Sehenswürdigkeit zu meiner linken. Das nationale Theater. Auf dem Programm des La Criée befinden sich klassische und moderne Stücke aus Film, Tanz und Oper aus Frankreich, sowie zeitgenössische Kreationen aus dem Ausland. Wir fahren weiter auf den Boulevard Charles Livon und erreichen die dritte Haltestelle: Pharo. Die Entscheidung eine kaiserliche Residenz in Marseille zu bauen geht auf den Wunsch von Kaiser Napoleon III zurück, gewohnt hat er hier allerdings nie. Der Palais du Pharo wird heute als Zentrum für Kongresse und Konvention genutzt… und schon befinden wir uns auf der Rue des Catalins.
Wer Lust hat die Seele etwas baumeln zu lassen sollte hier aussteigen um etwas zu verweilen. Frei nach dem Motto: Klein aber fein. Der Plage de la Catalans ist zwar etwas in die Jahre gekommen, freut sich aber dennoch auch bei den Einheimischen großer Beliebtheit. Kurz darauf passieren wir das Denkmal: Le heros Monument aux Morts de l`Armée d´Orient et des Terres Lointaines. Es ist eine Hommage an seine Soldaten die im Orient und anderen fernen Ländern gestorben sind. Das Tor hat eine doppelte Bedeutung. Es ist das „Portal in den Himmel“ allerdings blickt man durch Tor auch in den Orient. Dieses spiegelt auch schon die Geschichte vieler Marseillesen wieder und birgt somit eine besondere emotionale Bedeutung.

Nach wenigen Minuten erreichen wir Vallon de Auffes. Ein typischer Ort für Marseille. Seinen besonderen Reiz verdankt er den kleinen Holzhäuschen, den zahllosen Booten und Pointus (traditionelle Fischerboote). Ein Hinabsteigen lohnt sich um die zahlreichen Spezialitäten zu testen. Besonders zu empfehlen ist hier die Bouillabaisse. (Allgemein aber Obacht, Finger weg von sehr günstigen Angeboten, eine gute Bouillabaisse hat seinen Preis und bekommt man in der Regel erst ab 25-30,- Euro.). Weiter geht es die Küstenstraße entlang. Die Croniche Kennedy ist eine malerische Küstenstraße die sich entlang der Mittelmeerküste schlängelt. Sie ist besonders sehenswert und fast 4 km lang. Jogger lieben diese Ecke. Von hier hat man einen spektakulären Blick auf das Mittelmeer, die Iles du Frioul und auf das Calanques Naturschutzgebiet. Außerdem lädt die längste Parkbank der Welt förmlich zu einem tête-à-tête ein.
Wir biegen nach links auf die Chemin du Vallon de L`Oriol und rollen langsam den 160m hohen Hügel hinauf. Schon von weitem erblicke ich die Notre-Dame de la Garde. Im Volksmund wird sie auch „La bonne mére“ (die gute Mutter) genannt und ist eine Marien-Wallfahrtskirche welche im Neuromanischen-byzantinischem Stil erbaut wurde. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und wacht über die Seeleute, Fischer und alle Marseillesen. Leider befindet sich die Haltestelle 7 / Notre Dame de la Garde nicht oben, sondern weiter unten auf der anderen Seite des Hügels. Ein Aufstieg lohnt sich dennoch. Von Oben hat man einen wunderschönen und sehr beeindruckenden Blick über die Stadt und bekommt ein Gespür dafür wie groß sie eigentlich wirklich ist.
Der Bus füllt sich und es geht weiter Richtung Endoume * Saint-Viktor.

Die Abtei Saint-Viktor de Marseille wurde im 5. Jahrhundert gegründet und 1963 vollständig renoviert. Im Jahre 1997 wurde sie in die Liste der „Monuments historiques“ aufgenommen. Wer hier aussteigt sollte auf jeden Fall auch den Hütern des Traditionsgebäcks „Navettes“ einen Besuch abstatten. Die älteste Bäckerei Marseilles ist „Le Four des Navettes „und befindet sich in der Nähe der Abtei. Navettes (Schiffchen) heißen die süßen Botschafter aus Marseille. Es ist ein längliches Gebäck mit feinem Orangenblütenaroma. Das Geheimnis ihrer Herstellung wird seit 1781 streng von den nur wenigen Bäckern gehütet. Nach wenigen Minuten erreichen wir „le Cours Estienne d`Orves“.
Der Platz Honoré d´Estienne d`Orves lädt nicht nur zum Schlendern ein. Er ist eigentlich ein riesiges Quadrat und einfach einzigartig in dieser Stadt. Wer ein Fan vom Hard Rock Café ist oder ein kleines „Hüngerchen“ verspürt sollte ebenfalls eine „Hop off“ in Erwägung ziehen, denn hier haben sich viele Outdoor-Restaurants, Bars und Kunstgalerien niedergelassen. Auch das Musée de Artisanat et des Métiers d´Art (Hand-/Kunsthandwerkmuseum) und die Zeitung La Marseillaise haben ihren Platz hier gefunden. Zusätzlich ist dieser Ort oft ein Schauplatz von kulturellen Veranstaltungen. Der Bus fährt wieder am Alten Hafen entlang. Ich schaue auf meinen Plan uns lese: Ombriére. Von weitem sehe ich schon das Riesenrad.
Es ist ein Platz an dem das Leben pulsiert. Irrtümlich wird gedacht, dass es sich hierbei um den Name des Platzes handelt auf welchem Bands, Gaukler, fliegende Händler sowie die Métro-Haltestelle zu finden sind. Aber eigentlich ist mit Ombrière der 22m Breite und 46 m längliche Unterstand gemeint welcher 2013 fertiggestellt wurde. Es ist der sichtbare Teil eines großen städtischen Projektes welches sich über die gesamte Küste erstreckt. Na da bin ich ja schön auf den Leim gegangen, aber nun ja, wieder was dazu gelernt.

Wir lassen die Capitainerie links liegen und nehmen Kurs auf die zwölfte Haltestelle: La Major *Le Panier. Schwer zu übersehen erblicke ich schon von weitem die Cathédrale de la Major. Sie ist die Bischofskirche der römisch-katholischen Erzdiözese Marseille und steht am Westrand der Altstadt. Das gute Stück erfreut sich bei den Marseillesen allerdings leider nicht der erhofften Beliebtheit. Eine weitere attraktive Möglichkeit ist hier einen Abstecher in das sehenswerte „Le Panier“ Viertel mit seinen vielen historischen Bauten zu wagen. Wir verlassen das Viertel und fahren weiter zu den Joliette Docks welche sich nördlich von der Cathédrale de la Major befinden. Es waren einst die größten Docks Europas. Das Gebiet ist das Zentrum des Euroméditerranée-Projekts das darauf abzielt die Docks zu revitalisieren und ein Geschäftsviertel zu schaffen. Ich bestaune noch die großen Pötte, unter anderem die Fähre nach Korsika und erwische mich gerade bei dem Gedanken doch einfach mal auf große Fahrt zugehen, da erreichen wir auch schon die Haltestelle am MuCeum *Fort Saint –Jean. Das Museum der Zivilisation Europas und des Mittelmeers gilt als einzigartige Institution. Es ist das erste staatliche Museum welches sich der Kultur des Mittelmeerraums widmet und zählt schon jetzt zu den 50zig meist besuchten Museen der Welt. Das historische Fort Saint-Jean lässt sich über einen 130 m langen Fußgängerweg erreichen und ist ebenfalls Teil des Museums. Es beherbergt mehrjährige und wechselnde Ausstellungen. Auch der Garten „Jardin des Migrations“ welcher zum Verweilen einlädt gehört mit dazu.

Nach knapp 90 Minuten endet meine Fahrt wieder am Ausgangspunkt.
Mein Fazit: die Tour hat sich wirklich gelohnt, aber mir knurrt der Magen. Nach einer ausgiebigen Pause am alten Hafen hüpfe ich tatsächlich noch mal in den Bus um mir dann doch die Notre Dame de La Garde genauer anzusehen. Dabei lasse den Tag bei einer Tasse Tee und einem gigantischen Ausblick langsam ausklingen.

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