Tierpark Berlin – der größte Landschaftstiergarten Europas

Frischer Wind bläst durch den Tierpark in Berlin, seitdem die Modernisierungsarbeiten begonnen haben. Unsere Autorin Ariane hat mal reingeschnuppert.

Ich habe mit einer Schlange gerechnet, aber Glück gehabt: Außer dem Wachmann am Eingang und zwei Leuten am Schalter sehe ich niemanden. Montagmittag auf dem Vorplatz zum Tierpark Berlin, Eingang ‚Schloss’. 13 Euro kostet der Eintritt, Elektrobahn-Nutzung und Gelände-Faltplan inbegriffen. Für fünf weitere kann man einen der Bollerwagen mieten, die gleich am Eingang bereit stehen. Wer kleine Kinder dabei hat, sollte sich einen schnappen, denn der Tierpark ist groß. Mit 160 Hektar Fläche ist er der größte Landschaftstiergarten in Europa.

Gleich wenn man rein kommt, strahlt links das Schloss Friedrichsfelde in frischem Weiß und Rosé. Springbrunnen- und Garten-Anlagen in barockem Stil erinnern hier, im historischen Teil, an die Zeit, als das Gelände noch Schlosspark war. Der 1821 von Peter Joseph Lenné gestaltete Landschaftspark bot die Grundlage für den Tierpark, der Anfang der 1950er Jahre hier angelegt und nach und nach erweitert wurde. Da der Berliner Zoo durch die Teilung im Westsektor lag, sollte Ost-Berlin seinen eigenen bekommen.

Gerade hält vor mir die Tierpark-Bahn. Eine Einladung des Schicksals! Ich steige ein. Mal sehen, wohin es geht. Aha, erstmal nicht ins Zentrum, sondern langsam tuckernd in Richtung Bärenanlagen. An der Haltestelle ‚Bärenschaufenster’ steige ich wieder aus. Doch lieber laufen! Einen Bär sehe ich leider nicht, denn hier wird bis zum Sommer gebaut. Am Terrassencafé vorbei gehe ich eine kleine Anhöhe hinauf, zur Bärenschlucht. Hier wohnen die Brillenbären, die so heißen, weil sich um die Augen zwei weiße Ringe vom dunkelbraunen Fell abheben. Erstaunlich, wie gelenkig und flink diese Tiere sind, die hier leichtfüßig in hohen Bäumen herum turnen – alles andere als ‚tapsig’!

Ganz anders in der benachbarten Eisbären-Anlage: Ein einsamer weißer Riese liegt regungslos auf einem kleinen Granitfelsen. Vor ihm im Wasser schwimmen zwei Eisschollen-Attrappen. Nach einer kleinen Ewigkeit steht er träge auf, läuft einmal im Quadrat und legt sich wieder hin, an genau dieselbe Stelle. Da schaut ein zweiter Eisbär kurz aus dem Inneren der Anlage heraus, stellt fest, dass sein Kollege zu müde für alles ist, und verzieht sich in Zeitlupe wieder nach drinnen. „Ausdauernder Schwimmer, gewandter Taucher“, ist auf der Beschreibungstafel zu lesen. Und: „Unternimmt oft weite Wanderungen“.

Unter hohen Bäumen laufe ich die breiten Wege entlang. Die Sonne hält sich bedeckt und taucht nur ab und zu hinter Wolkenfetzen auf. Vogelgezwitscher und ein paar ferne Tierlaute… seelenruhig ist es hier im Moment. Aber nicht lange, und ein kollektives Kreischen wird immer lauter. Vor den Flugenten angekommen, begrüßt mich ein einziges bunt gefiedertes Quietschen und Schnattern. Allein schon die Namen an den Volièren: Plüschkopfente. Zwergsäger. Aztekenmöve. Gänsesäger…

Im Alfred-Brehm-Haus herrscht Aufbruchstimmung. Ein paar Käfige sind mit Hinweis auf Umbaumaßnahmen derzeit leer. Wenn man so zuschaut, wie der Panther ewig auf ein paar vergitterten Quadratmetern hin und her oszilliert und der Leopard, offenbar dauer-aufgescheucht, zwischen linker und rechter Käfigwand auf und ab läuft, dann will man eigentlich nur noch raus. Wie gut, dass der neue Direktor, seit 2014 im Amt, frischen Wind in den Tierpark bläst! Der Umbau des Raubtierhauses ist nur eine Maßnahme von vielen, die Tieren und Besuchern zugute kommt. Eine andere ist zum Beispiel ein großer Wasser-Spielplatz für Kinder, der ab Sommer 2016 an der Kamelwiese eröffnet werden soll.

Gleich hinter dem Alfred-Brehm-Haus liegt das Dickhäuter-Haus mit Freigehege. Wie fast überall im Park, besteht die Trennung zwischen menschlichem Besucher und tierischem Bewohner lediglich aus einem Wassergraben. Es macht Spaß, den Elefanten zuzugucken, die sich gegenseitig umrüsseln und dabei mit den Ohren schlackern. Der Star des Ensembles ist das Elefantenjunge. Immer wieder stellt es sich unter seine Mutter (oder Tante?) und läuft, gut behütet durch diesen mobilen Baldachin, durchs Gelände. Auf der Wiese nebenan beobachtet ein Rentnerpärchen von seiner Bank aus zwei kopulierende Zebras. Auch mich beeindruckt das schräg-gestreifte Treiben, doch gerade als ich den Fotoapparat startklar gemacht habe, lässt das eine Tier vom anderen ab, und ich denke mir: ‚Ihr habt ja recht.’

Den Faltplan vom Gelände habe ich schon lange eingesteckt, denn ich finde es schöner, sich überraschen zu lassen von dem, was hinter der nächsten Biegung kommt. Zum Beispiel von den Giraffen, die plötzlich im Sichtfeld auftauchen und ihre Überlegenheit zur Schau stellen (was natürlich Quatsch ist, aber auf mich so wirkt). Oder von dem Strauß, der gerade eine Sträußin von hinten bespringt. Zwei Sträuße, die sich paaren – für mich eine Premiere!

Im benachbarten Vari-Wald warte ich vergeblich darauf, dass mir eines der Tiere auf die Schulter springt, wie ich es auf Fotos gesehen habe. Offenbar ist gerade die Zeit zum In-den-Baumkronen-Chillen. Ganz oben in den Baumkronen schimmert hier und da etwas Schwarz-Weiß-Pelziges. Ich werde ein bisschen neidisch.

Chillen ist aber generell eine gute Idee. Ich krame den Gelände-Plan aus meiner Tasche. Wie praktisch: Da vorne kommt die Cafeteria! Hier hole ich mir ein Eis und spaziere in Richtung Karl-Förster-Garten, zu den Langarm-Affen. Ein Mann mit Hund an der Leine kommt mir entgegen, und ich frage mich: ‚Was ein Hund sich wohl denkt, wenn er durch einen Zoo läuft?’ Vor der verwaisten Kletter-Konstruktion aus Bambus-Hölzern und Seilen setze ich mich auf eine Bank. Mein Eis ist noch nicht aufgegessen, da tauchen schon die ersten Langarm-Affen auf und bieten ein Stück Hochseil-Artistik vom Feinsten. Wahnsinn, wie geschickt sich die Affenmutter mit Baby am Bauch von einem Ast zum anderen schwingt!

Auf dem Weg zum Ausgang mache ich noch einen Abstecher zu den Schildkröten und ins Schlangenhaus. Alle anderen Tiere hebe ich mir fürs nächste Mal auf. Unser Tipp: Der Tierpark ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar als auch über eine Stadtrundfahrt durch Berlin. Für Selbstfahrer sind in der Umgebung ausreichend Parkflächen vorhanden.

Tierpark Berlin
Am Tierpark 125
10319 Berlin
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Öffnungszeiten:
01. Jan. – 27. Feb.: 09:00 Uhr – 16:30 Uhr
28. Feb. – 26. Mär.: 09:00 Uhr- 18:00 Uhr
27. Mär. – 24. Sept.: 09:00 Uhr – 18:30 Uhr
25.Sept. – 29. Okt.: 09:00 Uhr – 18:00 Uhr
30.Okt. – 31. Dez.: 09:00 Uhr – 16:30 Uhr