Wenn man an Köln denkt, denkt man automatisch an Kölsch, Karneval und Kölnisch Wasser. Letzteres ist für viele untrennbar mit dem Namen 4711 verknüpft. Dass das originale Kölnisch Wasser in Wahrheit aber einem Parfümeur aus Italien zuzuschreiben ist, wissen nur die wenigsten. Tatsächlich aber war es der Italiener Johann Maria Farina, der die Stadt Köln mit seinem Eau de Cologne weltberühmt machte. Unsere Bloggerin Shirani war zu Besuch im Farina-Haus (Duftmuseum).
Als der italienische Parfümeur Johann Maria Farina vor mehr als 300 Jahren nach Köln kam, muss es in der damals schon florierenden Stadt ziemlich unangenehm gerochen haben. Farina sehnte sich nach dem Geruch seiner Heimat, und kreierte einen Duft, der „wie ein italienischer Frühlingsmorgen nach dem Regen“ roch.
In Zeiten, in denen man es aus Angst vor Krankheiten möglichst vermied, sich mit Wasser zu waschen, kam dieser leichte und erfrischende Duft wie gerufen, um unangenehme Gerüche zu überdecken. Das neue Parfum erfreute sich vor allem in europäischen Fürsten- und Königshäusern größter Beliebtheit, was nicht zuletzt am beachtlichen Preis lag: Ein Flakon des Eau de Cologne kostete damals das halbe Jahresgehalt eines Beamten – Napoleon Bonaparte soll täglich eine Flasche davon verbraucht haben.
Zu Ehren seiner neuen Wahlheimat gab Farina dem Duft den Namen „Eau de Cologne“ – Kölnisch Wasser. Sprach man im 18. Jahrhundert vom Eau de Cologne, dann meinte man immer Farinas Duft. Heutzutage ist Eau de Cologne hingegen der Name einer ganzen Duftklasse.
In der Nähe des Heumarktes, schräg gegenüber des Wallraff- Richartz- Museums, befindet sich das Gebäude, in dem die Geschichte des Eau de Cologne ihren Ursprung nahm und welches heute als älteste Parfümfabrik der Welt gilt: Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichsplatz.
Am Infoschalter hole ich mein zuvor gebuchtes Ticket ab. Weil an diesem Samstagnachmittag so viel los ist, wurde meine gebuchte Führung kurzerhand in eine kostümierte Führung umgeändert. Nachdem ich Jacke und Tasche an der Garderobe abgegeben habe, folge ich einer der Mitarbeiterinnen zur Treppe ins Obergeschoss. Bevor ich hinaufgehe, sprüht sie mir einen ordentlichen Spritzer des berühmten Eau de Cologne aufs Handgelenk, dessen Duft mich für den Rest des Tages begleiten wird.
Auf der sogenannten Bel Étage werden ausgesuchte Flakons, Teile der historischen Inneneinrichtung des Hauses sowie der Stammbaum der Familie Farina ausgestellt. An einer Seite des Raums haben die anderen Besucher schon in Stuhlreihen Platz genommen. Als die Gruppe vollständig ist, betritt ein als Johann Maria Farina verkleideter Schauspieler den Raum.
Im aufwendigen Rokoko- Kostüm und mit ausladenden Gesten erläutert er das Leben des italienischen Parfümeurs sowie die Entstehungsgeschichte des Eau de Cologne. Nachdem wir uns ausführliches ein Bild vom Leben Farinas im 18. Jarhundert gemacht haben, geht es zurück nach unten und eine Treppe tiefer ins Kontor, das frühere Büro des Parfümeurs. Dort versammeln wir uns um einen portugiesischen Schreibtisch, an dem Farina bis 1760 all seine Geschäfte abzuwickeln pflegte. In den Vitrinen um uns herum wird die Geschichte des Flakons gezeigt, angefangen vom originalen grünen “Rosoli-Flakon“ aus dem Jahre 1709 bis hin zu den Entwürfen der Maler Kandinsky und Franz Marc. Hier erfahren wir auch, was es mit der ständigen Verwechslung von FarinasEau de Cologne mit 4711 Kölnisch Wasser auf sich hat. Tatsächlich hatte Farina in einer Zeit, in der es noch kein Markenrecht gab, ständig mit Plagiaten zu kämpfen. Da aber niemand in der Lage war, den edlen Duft zu imitieren, begnügten sich die Nachahmer damit, den Namen des Parfüms sowie den Namen des Parfümeurs zu kopieren. Auch das von einem gewissen Wilhem Mühlens produzierte 4711 wurde damals als Eau de Cologne und unter dem Namen Farina verkauft. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Marke „Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichsplatz“ markenrechtlich geschützt – woraufhin Mühlens seinen Duft nach der Hausnummer des Gebäudes benannte, in dem es produziert wurde: 4711.
Doch ein Duftmusuem wäre kein Duftmuseum ohne eine Riechprobe: Und so führt uns unser persönlicher Farina in einen angrenzenden Raum, in dem einige der kostbaren Essenzen aufbewahrt werden. Nacheinander hält er uns verschiedene Fläschchen unter die Nase und erklärt etwas zu der jeweiligen Duftessenz. So erfahre ich beispielsweise, dass zur Herstellung eines Liters Rosenöl drei Tonnen Rosenblätter benötigt werden. Noch kostbarer ist nur Ambra; eine Substanz, die aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen stammt und die heute als Basisnote nur noch in besonders teuren Parfüms zum Einsatz kommt.
Zum Schluss geht es wieder nach oben in den Verkaufsraum, wo jedem Teilnehmer eine kleine Flasche mit dem originalen Eau de Cologne überreicht wird. Damit ist die Führung zu Ende. Ich trete hinaus in das geschäftige Treiben auf der Straße und ertappe mich doch tatsächlich dabei, wie ich immer wieder genüsslich an meinem Handgelenk schnuppere.
Das Museum kann nur mit einer Führung besucht werden. Da es immer recht gut besucht ist, wird um eine vorherige Reservierung per E-Mail oder Telefon gebeten. Eine Führung kostet 5 € inklusive Duftpräsent, eine Kostümführung 9 €. Alle Führungen dauern ca. 45 Minuten.
Wer den Besuch mit einer Stadtrundfahrt durch Köln verbinden möchte, kann dies bequem per Hop-On-Hop-Off-Bus machen. Dafür bitte an der Halltestelle „Gürzenich / Pfeifen Heinrich“ aussteigen.
Sonntag 11 – 17 Uhr