Sehenswürdigkeiten hat München viele. Doch manchmal ist es einfach zu schade, bei schönstem Gute-Laune-Sonnenwetter die Zeit in Museen zu verbringen. Wie gut also, dass sich eine der weltweit bekanntesten und beliebtesten (Touristen-) Attraktionen Münchens im Freien befindet: der Eisbach mit seiner Surferwelle. Unsere Autorin Ilka hat sich die Wassersportler mitten in der Stadt genauer angesehen.
Der Eisbach ist ein Seitenarm der Isar und Teil des künstlich angelegten Bachsystems, welches sich quer durch den Englischen Garten schlängelt. Seinem Namen macht er dabei alle Ehre, denn die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt nur um die 10°C. So richtig einladend ist der Eisbach also nur im Sommer bei 36°C Außentemperatur. Dann tummeln sich entlang des Baches im Englischen Garten zahlreiche Sonnenanbeter und Wasserratten und nutzen ihn zur Erfrischung. Ganz Wagemutige lassen sich sogar im Eisbach durch den Englischen Garten treiben. Der Einstieg befindet sich am südlichen Ende des Englischen Gartens an der Prinzregentenstraße gleich hinter der bekannten Surferwelle. An der Tivolibrücke hat der Spaß ein Ende. Mit einem gültigen MVG-Ticket geht es mit der sogenannten Eisbach-Tram Linie 18 in Badesachen zurück zum Ausgangspunkt (Haltestelle Paradiesstraße). Aber Achtung, ganz legal ist der Badespaß nicht, denn offiziell ist das Schwimmen im Eisbach aufgrund der starken Strömung verboten.
Doch nicht nur im Sommer ist der Eisbach ein Ausflugsziel für Münchner und Touristen. Denn die eigentliche Attraktion ist unabhängig von den Jahreszeiten bei jedem Wetter zu sehen. So kommt es, dass ich selbst im Winter bei Minusgraden und Schnee an der kleinen Brücke am Haus der Kunst an der Prinzregentenstraße schon eine Menschentraube entdeckt habe, die fasziniert auf den Bach blickt.
Der Grund für diesen Menschenauflauf sind die Eisbachsurfer, die bei Wind und Wetter auf der Eisbachwelle surfen. Eine Welle in einem Bach mitten in der Stadt, auf der man auch noch Surfen kann? Wie ist das möglich? Eine Verengung in der Betonsohle des Flussbettes ist schuld. Durch sie türmt sich das Wasser zu einer stehenden Welle auf. Im Laufe der Jahre wurde die Welle durch diverse Konstruktionen immer mehr perfektioniert, um den Surfspaß zu optimieren.
Als sich vor über 35 Jahren der erste Surfer in München mit seinem Surfbrett auf die künstliche Welle wagte, hätte er wohl kaum gedacht, dass er dem Eisbach zum Status eines weltweit bekannten Surfspots verhelfen würde, an dem sich künftig die heimische und internationale Surferszene trifft.
Doch genau das ist passiert. Und so erblicke ich nicht selten bei einem Spaziergang durch die Stadt einen Radlfahrer mit Surbrett unter dem Arm. War ich am Anfang noch überrascht von dieser Begegnung, gehört sie inzwischen für mich zum Stadtbild dazu und erinnert mich jedes Mal daran, dass München viel mehr zu bieten hat als Schickeria, Bier und Brezn.
Allerdings hätte es die Surf-Attraktion fast nicht mehr gegeben, denn vor ein paar Jahren wollte der Freistaat Bayern das Surfen auf der Welle aus Haftungsgründen verbieten. Zu gefährlich! Doch dank dem Einsatz der Surferszene und der Landeshauptstadt München kam es nicht dazu und die Welle wurde gerettet.
Wie gut für das Image und Lebensgefühl der Stadt, denn auch die internationale Prominenz hat es schon zum Eisbach gezogen. Surfer und Sänger Jack Johnson wagte sich genauso wie die Profisurfer Kelly Slater und Garret McNamara auf die stehende Welle.
Das Treiben am Eisbach wurde sogar in einem im Jahr 2009 erschienen Dokumentarfilm “Keep Surfing” festgehalten. Ein weiteres Highlight für Wellenreiter und Anhänger: seit einigen Jahren findet das “Surf & Skate”- und das “Surf & Style”-Festival mit zahlreichen Aktionen rund um das Surfen in München und am Münchner Flughafen statt. Anreisende mit dem PKW können direkt am Flughafen parken. Über die Linien RE, S1 & S8 kann man auch bequem mit der Bahn anreisen.
Das alles geht mir durch den Kopf, als ich mich nach einem ausgiebigen Sonntagsspaziergang durch den Englischen Garten gemeinsam mit Touristen und Einheimischen an der Surferwelle wiederfinde und meine Kamera zücke, um ein paar Fotos für diesen Beitrag zu schießen. So faszinierend ich das Surfen auf der Welle auch finde- ich bin sehr froh darüber, nicht selbst im eiskalten Wasser sein zu müssen. Stattdessen treffe ich mich gleich mit ein paar Freundinnen in der „Goldenen Bar“, die sich direkt um die Ecke hinter dem Haus der Kunst befindet. Mit einem Stück Schoko-Kirsch-Kuchen vor der Nase und einem warmen Mate Tee in der Hand freue ich mich auf den Sommer, wenn ich bei einem Picknick im Englischen Garten wieder die Füße zur Abkühlung in den Eisbach halten kann.
Einen Einblick ins Eisbach-Surfen erhält man auch im folgenden Video:
Der berühmte Eisbach ist auch mit einer Stadtrundfahrten durch München erreichbar. Steigen Sie an der Haltestelle „Odeonsplatz“ aus und sie erreichen ihn in wenigen Minuten zu Fuß.