Der Englische Garten in München gehört zu den bekanntesten Parkanlagen des Landes und ist bei einer Städtereise in die bayrische Hauptstadt ein Pflichtbesuch. Unsere Autorin Ilka hat einen schönen Sommertag genutzt und ist hindurch geschlendert.
München ohne den Englischen Garten? – unvorstellbar! Die Parkanlage ist die grüne Lunge der Stadt und wie der Central Park in New York eine kleine Oase zur Naherholung und Freizeitgestaltung inmitten der bayrischen Landeshauptstadt. Und wo wir gerade schon beim Vergleich mit der amerikanischen Metropole sind- der Englische Garten kann mit dem Central Park locker mithalten, denn er ist mit seinen 376 Hektar sogar um einige Hektar größer und somit eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt.
Wie der Name schon sagt, dienten englische Landschaftsgärten als Vorbild für die Gestaltung des Englischen Gartens im 18. Jahrhundert. Durch den Isarring, eine 4-spurige Straße, wird der Englische Garten in einen Nord- und einen Südteil unterteilt. Schon länger wird über eine Tunnellösung diskutiert, um die beiden Teile zusammenzuführen. Um den ganzen Englischen Garten von Süd nach Nord abzulaufen, braucht man etwas Zeit. Und weil ich die heute ausnahmsweise heute mal habe, geht es los mit meiner kleinen Sightseeing-Tour. Der Südteil des Englischen Gartens grenzt an die Prinzregentenstraße mit dem Haus der Kunst und dem wohl bekanntesten Club Münchens: dem P1.
Ein paar Schritte nebenan befindet sich auch gleich die erste Attraktion in der Parkanlage: Die weltweit bekannte Surferwelle. Wie immer stehen jede Menge Menschen da und schauen den Surfern beim Wellenreiten auf dem Eisbach zu. Der Bach schlängelt sich quer durch den Englischen Garten und dient neben dem Surfen auch als Erfrischung für zahlreiche Sonnenanbeter. Wer ganz mutig ist, lässt sich im Bach durch den Englischen Garten treiben.
An der Surferwelle warten zahlreiche Rikschafahrer auf Kundschaft. Ganz egal ob es sich beim Fahrer um einen arbeitslosen Schauspieler, oder einen Studenten handelt (alles schon erlebt!) – eine Fahrt mit vielen Insiderinformationen über München ist in jedem Fall sehr unterhaltsam und an einem heißen Tag wie heute um einiges bequemer, als zu laufen.
Kurz hinter der Surferwelle befindet sich Fräulein Grüneis – ein ehemaliges Toilettenhäuschen, was liebevoll zu einem Kiosk umgebaut wurde und kleine Schlemmereien und Getränke bereithält.
Da ich mich heute gegen die bequeme Rikschafahrt entschieden habe, spaziere ich weiter und halte mich rechts. Auf Höhe der Universität gibt es gleich die nächste Versorgungsstation: das Milchhäusl. Alle Produkte, die hier angeboten werden, stammen aus der Region und zu 100% aus biologischem Anbau. Ich kann nicht wiederstehen und gönne mir ein Eis. Mmh!
Normalerweise lege ich beim Spaziergang durch den Englischen Garten einen Zwischenstopp bei einem meiner liebsten Aussichtspunkte, dem Monopteros, ein. Leider ist er heute nicht zugänglich, da er gerade generalsaniert wird. Doch ab September 2016 ist der Rundtempel im griechischen Stil wieder begehbar. Mein Tipp: auch wenn man sich den Aussichtspunkt bei schönem Wetter mit zahlreichen Menschen teilen muss, ist es doch wunderbar, mit einem Glas Wein den Sonnenuntergang über der Stadt mit Blick auf die zwei Türme der Frauenkirche zu beobachten. Mit ein bisschen Glück gibt es musikalische Untermalung durch einen Straßenmusiker. Im Winter ist der Hügel übrigens ein beliebter Rodeltreff.
Ein paar Meter weiter folgt schon die nächste Attraktion im Englischen Garten: der Biergarten am Chinesischen Turm. Normalerweise quetschen sich hier bei schönem Wetter Touristen und Einheimische auf die heiß begehrten Bierbankplätze. Doch heute ist es erstaunlicherweise sehr ruhig und ich habe jede Menge Platz.
Jedes Jahr am dritten Sonntag im Juli findet am Chinesischen Turm übrigens der Kocherlball statt. Die Veranstaltung geht zurück auf einen Brauch im 19. Jahrhundert. Denn damals trafen sich an jedem Sonntagmorgen im Sommer zwischen 6:00 und 8:00 Uhr bei schönem Wetter tausende Münchner Hausangestellte (“Kocherl”), um vor Arbeitsbeginn zu tanzen und sich zu vergnügen.
Langsam schlendere ich im kühlenden Schatten der Bäume weiter und komme zum Kleinhesseloher See. Von weitem sehe ich schon das Seehaus, ein sehr beliebter Biergarten direkt am See. Auch dieser sonst sehr überlaufene Platz ist heute zu meiner großen Freude fast leer und ich habe freie Platzwahl. Ich setze mich in die erste Reihe an den See- mein Lieblingsplätzchen. Mit einem kühlen Radler in der Hand genieße ich die Natur abseits des Stadtlärms, bis es mir in der Sonne doch ein bisschen zu heiß wird. Schnell wieder zurück in den Schatten!
Ein paar Meter hinter dem Seehaus befindet sich der Isarring, eine vielbefahrene Straße, welche den Englischen Garten in einen Nord- und Südteil spaltet. Informationstafeln klären über das geplante Tunnelprojekt zur Wiedervereinigung der beiden Teile auf. Über eine Brücke gelange ich auf die andere Seite. Der Vorteil des Nordteils: hier verirren sich viel weniger Menschen hin, so dass es im Gegensatz zum quirligen Südteil eher ruhig zugeht. Auf das erfrischende Radler muss man aber auch hier nicht verzichten – im Hirschau-Biergarten gleich hinter der Brücke wird man bestens versorgt. Wer noch ein bisschen warten kann und weiterspaziert, kehrt am besten ganz im Norden, am Föhringer Ring, ins Restaurant zum Aumeister oder in den zugehörigen Biergarten ein.
Nach diesem ausgiebigen Spaziergang durch die Natur und so viel Schlemmerei setzt aber irgendwann die Müdigkeit ein. Gut, dass die Ubahn (U6, Haltestelle Freimann) in wenigen Gehminuten erreichbar ist. Ein wenig k.o., aber glücklich über den schönen Tag, sitze ich in der Ubahn und frage mich, ob der Central Park in New York wohl genauso schön wie der Englische Garten in München ist.
Um weitere schöne Ecken der Stadt kennen zu lernen, lohnt sich die Hop On Hop Off Stadtrundfahrt durch München. Mit den Haltestellen „Schwabing“ im Westen des Parks oder „Eisbach“ im Süden kann die Fahrt jederzeit direkt am Englischen Garten wieder aufgenommen werden.