Das Oktoberfest in München startet wie jedes Jahr schon Mitte September. Unsere Autorin Ilka konnte sich dieses Jahr schon vor Eröffnung einen Überblick über die noch laufenden Arbeiten auf der Großbaustelle machen.
Es ist mal wieder soweit! O’zapft is! Deutschlands größtes Volksfest startet in eine neue Runde und in München herrscht wie jedes Jahr im September der Ausnahmezustand.
Dieses Jahr habe ich ein ganz besonderes Privileg: ich darf kurz vor Wiesnstart an einer Begehung des Oktoberfestgeländes auf der Theresienwiese teilnehmen.
Aus Sicherheitsgründen ist das Gelände vor Volksfestbeginn abgesperrt. Umso spannender ist es, einen kleinen Einblick in die Bauarbeiten auf so einer Großbaustelle zu bekommen.
Treffpunkt ist der Eingang zur Theresienwiese an der Unterführung Schwanthalerhöhe. Dieser eher unscheinbare Ort birgt ein Geheimnis: von hier aus gelangt nämlich die Politprominenz, wie z.B. der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, auf das Festgelände. So fühle ich mich dann auch gleich ein bisschen wichtig, als wir durch die Unterführung laufen und auf der anderen Seite das Festgelände betreten.
Bevor wir die Warnwesten anziehen und den Bauhelm aufsetzen, bekommen wir zunächst eine kleine Einführung in die Welt des Oktoberfestes.
Was im Oktober 1810 als Feier anlässlich der Vermählung des Kronprinzen Ludwig, mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen begann, ist inzwischen das größte Volksfest der Welt. 5,9 Millionen Besucher feierten letztes Jahr gemeinsam auf der Theresienwiese.
Die Organisation solch eines Events ist eine Mammutaufgabe. Lange vor dem Beginn des Oktoberfestes im September beginnt die Planung. Bereits bis zum 31.12. des Vorjahres müssen sich alle Aussteller bei der Stadt bewerben. Entscheidend für die Auswahl sind Kriterien wie z.B. persönliche Volksfesterfahrung, Platzbedarf (je kleiner der Platzbedarf desto höher die Punkte), Ortsansässigkeit (Münchner werden bevorzugt) und der Beitrag zur Ökologie (Verwendung von Biohydrauliköl für Fahrgeschafte, Bezug von Ökostromn etc.).
Nachdem alle Punkte verteilt sind und die Gewinner feststehen, erfolgt die Standortplanung. Zunächst werden alle großen Zelte platziert- das ist recht einfach, denn sie stehen immer am gleichen Ort auf der Theresienwiese. Danach erfolgt die Verteilung der kleinen Zelte, Stände und natürlich der Fahrgeschäfte.
Aller 4 Jahre findet parallel zur Wiesn das Zentral-Landwirtschaftsfest im Südteil der Theresienwiese statt. Dieses Jahr ist es wieder soweit. Die inzwischen sehr beliebte Oide Wiesn muss deshalb dieses Jahr leider pausieren.
Am 11. Juli, also 10 Wochen vor Start des Oktoberfestes, beginnt der Aufbau.
Und nun stehe ich also mittendrin auf der Baustelle und blicke fasziniert auf die großen Zelte vor mir.
Bisher steht bei den meisten Zelten nur die Fassade. Die Inneneinrichtung fehlt noch und es fällt schwer mir vorzustellen, wie hier bald wieder tausende feierwütige Münchner und Touristen aus aller Welt singen, tanzen, lachen und sich des Lebens erfreuen.
Wir stehen vor dem Augustinerzelt. In See-Containern lagern vor dem Zelt rund 630 Tonnen Equipment, darunter 300 Tonnen Binder, 5.000 Lampen und ca. 2,5km Lichterketten. Im Zelt finden 6.000 Menschen Platz, im Außenbereich noch einmal weitere 2.500. Wenn man bedenkt, dass es insgesamt 14 Festzelte gibt, passen schon ganz schön viele Menschen auf das Festgelände.
Und diese Menschen wollen natürlich auch bedient und permanent mit frischem Bier, Hendl und Brezn versorgt werden. Deshalb gibt es Insgesamt 12.000 Servicekräfte, die dafür sorgen, dass die Maß und alles andere pünktlich auf dem Tisch steht.
Doch nicht nur für das kulinarische Wohl der Wiesnbesucher will gesorgt sein. Bei der Masse an Menschen ist ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept notwendig. Dieses Jahr ist die Wiesn das erste Mal komplett umzäunt. Zudem finden stichprobenartige Taschenkontrollen statt. 19 Kameras überwachen das Gelände, 27 Notrufmelder stehen zur Verfügung.
Damit auch die mobile Kommunikation klappt und die in der Menge verloren gegangenen Freunde wiedergefunden werden können, wurden zusätzlich 14 Mobilfunkstationen auf der Theresienwiese installiert.
Einziger Wermutstropfen: auch dieses Jahr ist der Bierpreis wieder gestiegen. Die Maß kostet inzwischen 10,40€. Doch ich zitiere unseren Baustellen-Führer: im Fundbüro der Wiesn wird klar, dass das Bier eigentlich viel zu billig für seine Wirkung ist. – 20 Rollstühle und 50 Paar Krücken sind der Beweis: das Oktoberfestbier bringt Lahme zum Gehen!
Kleiner Tipp: Der beste Zeitpunkt, um auf die Wiesn zu gehen ist übrigens am ersten Wiesn-Sonntag ab 16:00, oder aber unter der Woche.
Für alle, die es lieber etwas ruhiger mögen: Der perfekte Aussichtspunkt mit Blick auf das bunte Treiben auf der Theresienwiese ist neben dem Riesenrad ein Ort abseits des ganzen Trubels.
Am Ende der Theresienwiese thront die Bavaria, weibliche Symbolgestalt und weltliche Patronin Bayerns. Was viele nicht wissen: man kann in den Kopf der Bavaria steigen und aus einem kleinen Guckloch über das Oktoberfest blicken. Auch mit einer Stadtrundfahrt durch München kann man Bayerns Hauptstadt ein wenig ruhiger erkunden.
Nach meinem Rundgang über die Oktoberfest-Baustelle möchte ich den Aufstieg wagen, denn der steht sowieso schon ganz lange auf meiner München-ToDo!-Liste.
Über eine kleine, enge Wendeltreppe steige ich nach oben und lande schließlich im Kopf der Bavaria. Glücklicherweise bin ich ganz alleine, denn ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ist, den kleinen beengten Raum mit anderen Menschen teilen zu müssen. Klaustrophobikern rate ich vom Aufstieg dringend ab.
Doch der Ausblick entschädigt für alles. Die Theresienwiese erstreckt sich in voller Pracht vor mir. Noch sieht man nur die Baustelle, aber schon bald wird das Gelände wie ein riesiger Ameisenhaufen aussehen. Dicht gedrängt werden sich gut gelaunte Menschen auf der Suche nach einem Platz im Bierzelt oder Biergarten durch die Gänge schieben. Und dann schallt es wieder aus allen Zelten, das Prosit der Gemütlichkeit. Oans, zwoa, g’suffa! Auf eine friedliche Wiesn 2016!
1. April bis 15. Oktober: täglich 9.00-18.00 Uhr
während des Oktoberfestes bis 20.00 Uhr
16. Oktober bis 31. März geschlossen