Internationales Maritimes Museum Hamburg – Seefahrtsgeschichte erleben

Wer 3000 Jahre Seefahrtsgeschichte von nahem erleben möchte, ist im IMMH richtig. Unsere Hamburg-Autorin Sinja war zu Besuch

Schiffe gehören zu Hamburg wie der Stollen zu Dresden, das Brandenburger Tor zu Berlin oder das Oktoberfest zu München. Besonders viele Schiffe kann man in der Speicherstadt, genau genommen im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg bewundern. Schon von außen macht das Haus einen imposanten Eindruck. Riesig hebt sich die Silhouette des roten Backsteingebäudes vom strahlend blauen Hamburger Himmel ab.
In dem wunderschön restaurierten Kaispeicher B wird über neun Stockwerke (oder wie man hier im Norden stilechter sagt: Decks) die Geschichte der Seefahrt dokumentiert.
Ergänzt wird dieses Angebot durch wechselnde Sonderausstellungen und Sammlungen von Schiffsgemälden und Miniaturschiffen.
Die Speicherstadt ist mit U1, U3 oder U4 leicht zu erreichen, der Weg zum Museum gut ausgeschildert und Zugang zum Gebäude verschafft man sich über eine von Hamburgs zahlreichen Brücken.

Schon der Eingangbereich des Museums präsentiert sich freundlich und offen und als wir uns nach links zu den Ticketschaltern wenden, wird dieser Eindruck von den Mitarbeitern nur bestätigt. Hier werden wir nach Ermäßigungen gefragt, erhalten ein kurzes Prospekt über das Museum, können unsere Jacken abgeben und bekommen geduldig den Audioguide für die neun Ausstellungsdecks erklärt.
Dieser ist leicht zu bedienen und empfiehlt sich besonders für Lesefaule, denn die angenehmen Stimmen erzählen während des Rundgangs durch die Decks nicht viel mehr, als auch auf den Erklärungstafeln steht. Allerdings kann man das Haus mit dieser akustischen Untermalung wunderbar entspannt erkunden.
Mit den Eintrittskarten in der Hand geht es über die Treppe im Lichthof aus das erste Deck. Hier erwartet uns gleich ein dauerhaftes Highlight des Museums.
Auf drei großen Bildschirmen läßt sich trotz einfacher Grafik der Hambuger Hafen erkennen.
Mittels Steuerrad, einem Kontrollbildschirm und der tatkräftigen Unterstützung zweier Museumsmitarbeiter können Besucher nun am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt einen großen Kahn durch die Trockendocks und das Tor zur Welt hinaus aufs offene Meer zu steuern.
Entgegenkommende Schiffe lassen sich sogar mittels Signal (dreimal langes Schiffshorn) begrüßen. Angst vor einer Kollison muss man im Schiffssimulator allerdings nicht haben.
„Für sowas bin ich extra versichert!“ beruhigt uns der erfahrene Kapitän.
Wer Lust auf eine Fahrt mit dem Simulator hat und sein Glück nicht wie wir dem Zufall überlassen will, sollte das Museum am Dienstag, Mittwoch oder Sonntag ab 14:00 Uhr besuchen. Das Erlebnis auf der virtuellen Brücke ist im Eintrittspreis enthalten.

Aber auf dem Deck 1 gibt es noch weit mehr zu sehen. Sextanten, Kompasse, Globen und Weltkarten erzählen von den Anfängen der Navigation und der Entdeckung der Welt in früherer Zeit. Anschaulich erklärt und mit vielen Dingen zum ausprobieren und anfassen läßt gerade dieser Bereich langweilig verstaubten Geschichtsunterricht vergessen.
Unser Entdeckergeist ist also geweckt und wir gelangen erneut über die Treppen im Lichthof auf die weiteren Decks. Auf jedem fällt die Liebe zum Detail und die Sorgfalt auf, mit der diese Sammlung arrangiert wurde. Thematisch und chronologisch geordnet erfahren wir etwas über die Geschichte des Schiffbaus, über die Kriege der Kolonialmächte auf See, über Piraten, Seemannsknoten, Dschunken und Koggen.
Es gibt Modelle von nahezu jeder Schiffsart, hunderte von Uniformen und Abzeichen, einen Überblick über das dunkle Kapitel der Marine im ersten und zweiten Weltkrieg und schließlich ein Deck über die Entwicklung der Passagier- und Containerschifffahrt.
Wer mal eine Pause braucht, kann sich in einem Deck über Meeresforschung vom Schiffe gucken ausruhen und wer nicht genug bekommt, dem seien die Decke mit Schiffsmalerei und Miniaturschiffen ans Herz gelegt.

Allen Decks eigen ist der atmosphärisch knarzende Holzboden, die anheimelnde Beleuchtung und die multimediale Aufarbeitung der Ausstellung. An jeder Ecke gibt es etwas anzufassen, einen Originalfilm zu sehen oder per Mausklick zu navigieren. In einem speziellen Bereich für Kinder, dem “schwimmenden Klassenzimmer” können Kindergeburtstage gefeiert und ein Legonachbau der Queen Mary 2 bewundert werden. Auch eine offene Werkstatt für Miniaturbau lädt zum Blick über die Schulter ein.
Für eine Pause zwischen Landgang und Auslaufmanöver empfiehlt sich das angeschlossene „Catch of the day“ für Kaffee, Kuchen oder auch fangfrischem Fisch.

Daher sei interessierten Besuchern empfohlen, viel Zeit mitzubringen oder vorher zu entscheiden, welche Decks am spannensten sind und diese zuerst zu besuchen.
Aber auch ohne Vorliebe für Schifffahrt ist das Gebäude mit seiner gemütlichen Atmosphäre, dem hohen Lichthof und tiefen Ausstellungsdecks ein Erlebnis, das einen verregneten Hambuger Schietwettertag über Stunden bereichern kann und das seinen etwas höheren Eintrittspreis auf jeden Fall wert ist.

Sie erreichen das Museum auch mit einer Stadtrundfahrt durch Hamburg. Steigen sie auf der „Shanghaiallee“ aus dem Bus und laufen sie wenige Meter bis zum Museumsgebäude.
Nach dem Besuch ist es jederzeit möglich wieder in einen der Busse einzusteigen.

Koreastraße 1
20457 Hamburg
Bei Google Maps öffnen
Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr