Unsere Berlin-Redakteurin Ariane hat sich 200 Meter über den Erdboden begeben und den Berliner Fernsehturm besucht.
Wer das Wahrzeichen der Hauptstadt bei Dunkelheit erklimmt, den erwartet ein filmreifes Lichtermeer.
Ob als Schlüsselanhänger, Lutscher, Trinkbecher oder Haarspange – in allen denkbaren Erscheinungsformen ist der Berlintourist dem Fernsehturm schon begegnet, bevor er endlich am Original steht und den Blick nach oben richtet, zur silbernen Kugel, die in über 200 Metern Höhe im Nachthimmel leuchtet.
Weithin sichtbar und mit insgesamt 368 Metern höchstes Gebäude der Stadt, prägt der Fernsehturm mit seiner charakteristischen Silhouette die Berliner Skyline. Am 3. Oktober 1969 wurde er nach viereinhalbjähriger Bauzeit eingeweiht. Nachdem 1950 das Berliner Schloss aus politischen Gründen gesprengt worden war, zierte nach langem Planungs-Hin-und-Her jetzt endlich ein neues Symbol das Zentrum von Ost-Berlin. Gleichzeitig war so die Versorgung der DDR-Bevölkerung, insbesondere der nahe an den „West-Sendern“ lebenden Ost-Berliner, mit DDR-Fernsehen gesichert. Auch heute noch dient der Fernsehturm dem Berliner Raum als Zentrale für die TV- und Radio-Übertragung.
Es ist Dienstagabend, kurz nach 21 Uhr. Wir stehen in der weiträumigen Eingangshalle, die vor allem durch ihre beeindruckend verschachtelte Treppenanlage besticht. Um uns lange Wartezeiten in den berühmten Besucherschlangen zu ersparen, haben wir uns schon gestern online zwei Tickets bestellt und per Mail zuschicken lassen. Mit unseren Ausdrucken in der Hand folgen wir dem Wegweiser mit der Aufschrift „Premium-Tickets“. Premium-Tickets sind alle online vorbestellbaren Tickets – das Early Bird Ticket, das Late Night Ticket, das Fast View-Ticket und das VIP-Ticket. Am Schalter tauschen wir unsere Online-Tickets in „richtige“ Eintrittskarten um. Wir haben uns für die VIP-Variante entschieden, bei der man Datum und Uhrzeit selbst auswählt und außerdem Anspruch auf einen der nächsten freien Fensterplätze im Drehrestaurant hat, das sich direkt über der Aussichtsetage befindet, auf 207 Metern Höhe.
Nachdem wir die Sicherheitskontrolle erfolgreich passiert haben – Getränkeflaschen, spitze Gegenstände, große Gepäckstücke und Hunde müssen draußen bleiben –, stehen wir in einem kleinen Grüppchen vor einem der beiden Aufzüge. Die in warmen Brauntönen gehaltene, holzgetäfelte Sockelrotunde erinnert in ihrem Style an die James-Bond-Filme der späten 1960er Jahre. Käme uns jetzt der junge Sean Connery entgegen, dauerte es vermutlich einen Moment, bis man sich wundern würde, dass er überhaupt nicht gealtert ist. Keine zwei Minuten später geht es hinauf in luftige Höhen: auf 203 Meter in nur 40 Sekunden!
Auf der Aussichtsetage angekommen, tauchen wir durch dezente Dancemusik, die von der blau leuchtenden „Bar 203“ ausgeht. Hinter einer Rundumverglasung öffnet sich ein überwältigendes 360-Grad-Panorama, das vom Teufelsberg im Westen bis zu den Müggelbergen im Osten reicht. Ein Glitzermeer aus tausend funkelnden Lichtpunkten, die sich hin und wieder zu dünnen und dickeren Linien verdichten. Das da drüben, das muss die Karl-Marx-Allee sein. Und das die Leipziger Straße. Winzig klein, aber gut sichtbar strahlt dort hinten die Volksbühne, während man die quasi zu unseren Füßen gelegene Stadtschloss-Baustelle fast übersehen hätte, so spärlich ist sie beleuchtet. Von hier oben gleicht das nächtliche Berlin den astronomischen Aufnahmen ferner Galaxien.
Wer sich näher heranzoomen will, kann eines der Fernrohre in Betrieb nehmen, vorausgesetzt, er hat eine 1-Euro-Münze. Ringsum umsäumen außerdem kleine Tafeln mit allerhand Wissenswertem zu einzelnen Gebäuden oder geografischen Besonderheiten das Sichtfeld.
Eine Etage über uns befindet sich das Drehrestaurant, das im Jahr 2012 im Zuge einer Erneuerung des Restaurantangebots seinen früheren Namen („Telecafé“) abgelegt hat und seither „Sphere“ heißt. Hier wollen wir unseren Besuch abrunden. Bei einem Glas „Cuvée Berliner Fernsehturm“ genießen wir zum letzten Mal die glitzernde Weite, die jetzt in kaum merklicher Kreisbahn an uns vorbeizieht…
Der Fahrstuhl bringt uns wieder auf die Erde zurück. In der Eingangshalle decken die Fernsehturm-Souvenirs das gesamten Farbspektrum ab. Wir beschließen, bald wiederzukommen. Dann bei Tag und in Verbindung mit einer Stadtrundfahrt durch Berlin.
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